Diabetes

Klinische Bedeutung

Der Diabetes mellitus Typ 1 (T1DM) ist eine Autoimmunerkrankung, bei der die insulinproduzierenden β-Zellen der Langerhans-Inseln des Pankreas zerstört werden. Als Ursachen gelten genetische Prädisposition sowie exogene Faktoren, zum Beispiel Virusinfektionen, Ernährung oder Übergewicht. Autoantikörper, die beim T1DM auftreten, werden gesammelt als Inselzellantikörper (ICA) bezeichnet und richten sich gegen mehrere Antigene der pankreatischen Inselzellen. Die wichtigsten sind die 65-kDa-Isoform des Enzyms Glutamatdecarboxylase (GAD65), das Insulinoma-assoziierte Antigen 2 (IA2), Zinktransporter 8 (ZnT8) sowie Insulin.

Die Autoimmunreaktion beginnt gewöhnlich Jahre vor dem Auftreten der hyperglykämischen Symptome des T1DM. Der Zerstörungsprozess, die sogenannte Insulitis, ist durch Infiltrate aus Immunzellen in den Pankreasinseln charakterisiert. Die Erkrankung T1DM manifestiert sich, wenn der Großteil der β-Zellen abgestorben ist und der Blutzuckerspiegel nicht mehr reguliert werden kann, eine Entwicklung, die meistens in der Kindheit oder Jugend eintritt. T1DM ist die schwerste Form des Diabetes und führt zur lebenslangen Abhängigkeit von Insulininjektionen. 5 bis 10 % aller Diabetes-Fälle sind vom Typ 1. Die Inzidenz des T1DM nimmt jedes Jahr weltweit um 3 bis 5 % zu.

Diagnostik

ICA werden bei 70 bis 80 % der neu diagnostizierten T1DM-Fälle nachgewiesen. Die verschiedenen Antikörper dieser Gruppe entwickeln sich gewöhnlich nacheinander, nicht gleichzeitig. Die Entwicklung der ICA gehen der Manifestation des T1DM um Monate bis Jahre voraus. In 90 % der Patienten lassen sich bereits vor dem Auftreten klinischer Symptome ein oder mehrere ICA im Serum fest­stellen. Je höher die Zahl der unterschiedlichen ICA bei einer Person, desto größer ist ihr Risiko, einen T1DM zu entwickeln. 

Die Autoantikörper gegen Insulin (IAA) sind meist die ersten, die beim T1DM auftreten. Sie sind bei fast allen prädiabetischen Personen zu finden, wobei die Prävalenz der IAA zu Krankheitsbeginn mit zunehmendem Alter der Patienten abnimmt. So lassen sich bei etwa 80 % der Patienten unter 10 Jahren und etwa 60 % der Patienten zwischen 10 und 20 Jahren IAA nachweisen. Kinder unter 5 Jahren weisen die höchsten IAA-Titer auf. 

Autoantikörper gegen GAD65 (GADA) findet man bei etwa 70 % der Patienten vor Ausbruch des T1DM sowie bei 70 bis 90 % der T1DM-Patienten zu Beginn der Erkrankung. GADA sind die sensitivsten Marker für einen im Erwachsenenalter einsetzenden T1DM sowie für den latenten auto­immunen Diabetes im Erwachsenenalter (LADA). Ein LADA liegt bei 3 bis 12 % der Patienten mit phänotypischem Diabetes mellitus Typ 2 vor, der durch Insulin­resistenz und eine gestörte Insulinsekretion der β-Zellen charakterisiert ist. 90 % der LADA-Patienten haben GADA, und die meisten von ihnen sind bereits mehrere Jahre vor der Diagnose GADA-positiv. 

Autoantikörper gegen IA2 (IA2A) lassen sich bei 50 bis 70 % der Kinder und Jugendlichen und bei 30 bis 50 % der Erwachsenen mit neu diagnostiziertem T1DM nachweisen. Bei etwa der Hälfte der Patienten werden IA2A schon vor der Manifestation der Erkrankung gefunden. IA2A sind hochspezifisch für T1DM. 

Anti-ZnT8-Antikörper sind im Serum vieler Kinder mit Prädiabetes nachweisbar, sie persistieren bis zur Manifestation des T1DM. Innerhalb der ersten Jahre nach Ausbruch der Krankheit nehmen die Anti-ZnT8-Spiegel schnell ab. Anti-ZnT8-Antikörper werden auch bei annähernd 25 % der LADA-Patienten gefunden. Ihre Anwesenheit kann, neben der anderer Autoantikörper, den Übergang der LADA-Patienten in ein insulinpflichtiges Stadium voraussagen. 

Der kombinierte Nachweis von Antikörpern gegen GAD65, IA2, ZnT8 und Insulin ermöglicht es, Diabetes mellitus Typ 1 in 98 % der Fälle schon bei Krankheitsbeginn zu erkennen.

Informationsmaterial

Testsysteme für die Diagnostik des Diabetes mellitus Typ I

Diabetes mellitus Typ I


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